An der Pitch Night zum Thema Smart City wurde von Tsüri.ch und Nextzürich ein breiter Fächer an Visionen und Perspektiven zu einem allgegenwärtigen, aber oft unreflektiert verwendeten Begriff aufgespannt. Wir haben euch hier die Herangehensweise dieses Umsetzungsbeispiels dokumentiert.
Auf einen Blick
Was: Eine Abendveranstaltung, an welcher Referent*innen ihre Perspektive auf das Thema Smart City in kurzen Pitches (5-10 minütige Input-Vorträge) vorstellen. Die Pitch Night diente als Auftakt einer Veranstaltungsreihe zum Thema "Smart City".
Wer: Das Zürcher Stadtmagazin Tsüri.ch und der Verein Nextzürich
Wann: 12. Juni 2018
Wo: Kosmos Forum, Zürich
Kontext
Im Frühling 2018 organisierten das Stadtmagazin Tsüri.ch und der Verein Nextzürich gemeinsam einen Fokus-Monat zum Thema "Smart City". Dies mit dem Ziel, die unterschiedlichen Ideen und Konzepte hinter dem Schlagwort über Fachkreise hinaus zu diskutieren, die möglichen Chancen und Risiken eines smarten Zürichs zu beleuchten und gemeinsam mit der Community herauszufinden, wie "wir uns eine smarte Stadt für uns Menschen" vorstellen und wünschen.
Impressionen | CC BY ND 4.0 Tsüri.ch / Laura Kaufmann1/9
Ausgangslage
"Smart City" war im Frühling 2018 in aller Munde und wurde relativ unkritisch gehypt oder verschrien, obwohl sich längst nicht alle einig waren, was der Begriff überhaupt bedeutet oder verspricht.
Gleichzeitig wurde in der Stadt Zürich hinter verschlossenen Türen ein Smart City Konzept erarbeitet – wobei die Bevölkerung nicht mitreden durfte.
ziel
Die Organisator*innen Tsüri & Nextzürich wollten das Thema "Smart City" kritisch betrachten. Sie wollten einerseits den Diskurs unter Fachleuten aufmischen, aber andererseits auch eine breite Öffentlichkeit mit dem Thema in Kontakt bringen und für dessen Relevanz sensibilisieren.
Sie wollten Herausforderungen beim Namen nennen und Forderungen sowie Wünsche an die Smart City Zürich formulieren.
Herangehensweise
Divers
Um eine möglichst grosse Spannbreite an Visionen einzufangen, wurden 7 Referent*innen aus unterschiedlichsten Bereichen eingeladen, die jeweils 7 Minuten Zeit hatten, um dem Publikum ihre Perspektive auf das Thema und ihre Vision einer Smart City zu präsentieren:
- die Direktorin der Stadtentwicklung Stadt Zürich
- ein Vertreter des Think-Tanks Dezentrum
- ein Vertreter des "The Things Network"
- ein Architekturtheoretiker
- ein Vertreter der Denkfabrik Mobilität
- ein Vertreter der Bau- und Generalunternehmens Losinger Marazzi
- eine Historikerin und Professorin der Universität Zürich.
Partizipativ
Bei 7 Pitches jeweils anschliessend Fragen aus dem Publikum zu ermöglichen, hätte viel Zeit beansprucht. Trotzdem war es den Veranstalter*innen wichtig, Reaktionen und Fragen zu ermöglichen. Dies umso mehr, weil absichtlich sehr kontroverse Stimmen eingeladen wurden. Dies wurde mit drei Tricks gelöst:
- Neben der Moderation von Tsüri.ch wurde ein Expert*innen-Desk eingerichtet, bestehend aus drei Mitgliedern vom Verein Nextzürich, die nach jedem Kurzvortrag 1-2 Fragen stellen durften.
- Das Publikum konnte vor Ort als auch via Livestream während den Pitches via Facebook Publikumsfragen an den Expert*innen-Desk richten. Dieser stellte 1-2 relevante Fragen – oder fassten die Fragen zusammen.
- Nach der Vortragsserie wurde ein Apéro spendiert und somit ein idealer Raum geschaffen, damit sich die Referent*innen im informellen Rahmen den Fragen aus dem Publikum stellen konnten. Um sicherzustellen, dass Referent*innen sowie Publikum genügend Zeit dafür einplanen, wurde die Veranstaltung entsprechend länger angesagt.
Nachhaltig
Die Pitch Night wurde für alle, die nicht vor Ort dabei sein konnten, dokumentiert und so zeitungebunden einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Die Abendveranstaltung wurde gefilmt und per Facebook-Livestream übertragen und als Video veröffentlicht. Ausserdem wurden die Pitches visuell durch die Fotografin Laura Kaufmann und inhaltlich durch schriftliche Berichte festgehalten und reflektiert: in einem ausführlichen Rückblick auf Tsüri.ch sowie einem Blogbeitrag von Nextzürich.
Am Ende der Reihe wurden alle Veranstaltungen und Erkenntnisse in Form eines Abschlussberichts veröffentlicht. Darunter war auch ein Smart City Manifest, welches im Namen der Communities Forderungen an die Stadtverwaltung und andere involvierte Akteur*innen stellte. Ganz nach dem Motto: Wenn wir – die Bevölkerung – die Smart City nicht aufhalten können, dann möchten wir sie mitgestalten, uns einmischen und dafür sorgen, dass es eine Smart City wird, wie wir sie uns wünschen.
was wurde erreicht?
Der Saal war voll. Durch die Komplizenschaft zwischen Tsüri.ch & Nextzürich, durch die aktive Kommunikation des Events durch das Kosmos (Veranstaltungsort), aber auch dadurch, dass alle eingeladenen Pitch-Referent*innen ihre eigenen Communities aktivieren konnten, kamen rund 300 Leute zur Pitch Night: ein eher junges, interessiertes Nicht-Fachpublikum, gespickt mit Vertreter*innen aus unterschiedlichsten Fachrichtungen.
Erkenntnisse
Die Pitch Night war der Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe zum Thema Smart City. Für die Veranstalter*innen bestätigte sich diese Format als überaus geeignet für diesen Zweck, da in der Moderation sowie in persönlichen Gesprächen beim Apéro auf die kommenden Events aufmerksam und neugierig gemacht werden konnte. Und dies nicht künstlich, sondern als direkte Anknüpfungspunkte für spezifische Fragen und individuelle Interessen.
>> Schritt für Schritt zur eigenen Pitch Night: Detaillierte Tipps, um selber eine Pitch Night zu organisieren, findet ihr in unserem How-to | Selber eine Pitch Night organisieren.
Highlights
Der bereits oben erwähnte volle Saal und somit das sichtliche Interesse am Thema war sicherlich ein Highlight.
Ebenfalls hervorheben möchten wir die Diversität der Perspektiven. Die Pitch Night schaffte eine breite Einführung in das Thema “Smart City”. Die Diversität der Pitches zeigte auf, welche unterschiedlichen Definitionen und Konzepte der “Smart City” gleichzeitig in der gleichen Stadt Gültigkeit haben und von unterschiedlichen Akteuren tatkräftig als Vision verfolgt werden. Die Annahme, es gäbe EINE richtige Definition von Smart City, wurde von vornherein hinterfragt. Dadurch wurde eine lebendige, vielschichtige Diskussion möglich – dies zeigte sich schliesslich auch am Apéro nach dem Event.
Hürden
Für die Veranstalter*innen war es schwierig, sich zu den einzelnen Inputreferaten zu positionieren. Wenn man Referent*innen explizit dazu einlädt, ihre Perspektive zu präsentieren, sollte man dieser gegenüber respektvoll sein – auch wenn man sich teilweise gerne davon distanzieren würde. Diesbezüglich einen guten Mittelweg zu finden, kann eine Herausforderung sein.
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Unser Equipment will von euch kopiert, geteilt und je nach individuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wir erwarten dabei, dass ihr jeweils auf uns und allfällige Kompliz*innen verweist und eure Inhalte unter der gleichen Lizenz teilt:
Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Urban Equipee
Fotos: CC BY ND 4.0 | Tsüri.ch / Laura Kaufmann
Zitiervorschlag: "Dieses Equipment ist unter CC BY-SA 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”
Kontaktlinks: Tsüri.ch | Nextzürich
>> Wichtig: Wir haben die Umsetzung beobachtet und als inspirierendes Beispiel dokumentiert, jedoch nicht in deren Entwicklung mitgewirkt. Für weiterführende Informationen empfehlen wir euch direkten Kontakt mit den Entwickler*innen der Umsetzung aufzunehmen.
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