Klima-Idee Thun
Die Stadt Thun hat mit der Klima-Idee Thun einen neuen Prozess der partizipativen Projektvergabe getestet. Thuner*innen konnten Ideen eingeben, die sie selbst umsetzen wollen, und beteiligen sich somit an der Umsetzung der Thuner Klimastrategie. Insgesamt wurden CHF 60’000 für Klimaprojekte aus der Bevölkerung verteilt.
> Auftraggeberin
Stadt Thun, Umwelt Energie Mobilität Thun (UwEM)
> Wie gingen wir vor?
Basierend auf unseren Erfahrungen aus vorgängigen Projekten (z.B. in Wipkingen, Zürich oder Aarau) haben wir für die Stadt Thun innerhalb von strategischen Vorgaben einen partizipativen Projektvergabeprozess entworfen und umgesetzt. In einem dreimonatigen Eingabefenster konnten Thuner*innen auf deinklima.ch ihre Ideen für eigene Klimaprojekte einreichen. Danach wurden die Ideen von einer städtischen Begleitgruppe auf ihre Machbarkeit überprüft. Die Teilnehmenden konnten sich an einem Ideenmarktplatz mit anderen Teilnehmenden austauschen und umsetzungstechnische Fragen direkt mit den zuständigen Abteilungen der Stadtverwaltung testen. Anschliessend konnte die Bevölkerung in einem einmonatigen Abstimmungsfenster Budget für ihre Lieblingsideen sprechen.
> Was haben wir gemacht?
Wir nahmen im Prozess mehrere Rollen wahr:
- Prozesskonzipierung: Wir haben die strategischen Vorgaben der Stadt konkretisiert, einen Prozess entworfen und in einem detaillierten Ablaufzeitplan festgehalten.
- Vernetzung mit der Bevölkerung: Um die Klima-Idee bekannt zu machen, haben wir uns intensiv mit der Bevölkerung vernetzt, im persönlichen Austausch und indem wir die Klima-Idee an Veranstaltungen von lokalen Akteur*innen präsentiert haben. Mit dem Ideenmarktplatz haben wir eine Veranstaltung organisiert, wo sich die Bevölkerung und die Stadtverwaltung gemeinsam über die Ideen unterhalten konnten.
- Bewirtschaftung der Plattform: Die Klima-Idee Thun lief auf der Plattform deinklima.ch, einer Decidim-Plattform des Amts für Umwelt und Energie des Kantons Bern und der Wyss Academy for Nature. Wir haben darauf den Prozess der Klima-Idee aufgebaut und die verschiedenen Schritte (Ideeneingabe, Ideenkonkretisierung & Zuweisung an eine städtische Begleitgruppe, Abstimmung) ermöglicht.
- Coachings und Digital-Support für Teilnehmende: Wir haben für die Phasen Eingabe, Konkretisierung und Abstimmung Coaching und Digital-Support angeboten. Im 1:1 Austausch boten wir den Ideengebenden Unterstützung in den Bereichen Ideenschärfung, Budgetierung, Konzipierung, Textarbeit, Multiplikation und Vernetzung. Zudem konnten wir in Online-Calls schnell und unkompliziert technische Hilfe bei der Benützung der Plattform anbieten.
> Kennzahlen
- 34 eingegebene Ideen
- 11 Ideen in der Abstimmung
- 4 ausgewählte Projekte:
> Was nehmen wir mit?
- Eine partizipative Projektausschreibung erfordert ein grundsätzliches Wohlwollen und eine Kooperationsbereitschaft aller im Projekt involvierten bzw. durch Umsetzungen betroffene Verwaltungsabteilungen. Es lohnt sich, die Spielräume einzelner Dienstabteilungen möglichst früh zu klären und den Prozess dementsprechend anzugleichen.
- Die Kommentierung von Ideen durch eine städtische Begleitgruppe direkt über die Decidim-Plattform ist effizient und zielführend.
- Der genaue Abstimmungsmodus wird am Anfang des Projektes definiert, da dieser Einfluss auf die Prozessgestaltung hat.
- Insbesondere gilt es zu entscheiden, ob die eingegebenen Ideen einen Maximalbetrag nicht überschreiten dürfen. Wenn keine Obergrenze gesetzt wird, bedeutet dies, dass eine Idee theoretisch das ganze Budget aufbrauchen könnte. Daher empfehlen wir in diesem Fall, keine Mindestanzahl umzusetzender Ideen zu definieren.
- Allfällige Einschränkungen im Abstimmungsprozess sollen aus belegbaren Gründen erfolgen. So kann sich z.B. die Anforderung nach einer Mindestanzahl umzusetzender Ideen nach dem Leitsatz richten: “Eine Idee pro Quartier”.
- Diese beiden Punkte waren in Falle der Klima-Idee miteinander verknüpft. Aus Sicht Klimastrategie der Stadt wurde eine Mindestanzahl Projekte vorausgesetzt (vielfältigere Sensibilisierungsmöglichkeiten, aber auch allfällige Leuchtturmprojekte). Aus der Vorgabe der Mindestanzahl abgeleitet wurde ein finanzieller Grössenrahmen gesetzt.