Bei der Hutmacherei kommt ein Team zusammen, um gemeinsam über die internen Strukturen und Hierarchien zu diskutieren. In diesem How-to zeigen wir euch Schritt für Schritt, wie ihr sie selber anwendet.
Taktik
Mithilfe von Hutzeichnungen und verschiedenfarbigen Papieren werden bestehende Rollen- und Aufgabenverteilungen identifiziert, mit Attributen bezüglich Aufgaben, Verantwortung und Entscheidungsmacht versehen und anschliessend bestätigt oder neu verteilt.
Ideal, wenn ihr...
- ...Aufgaben- und Verantwortungen gemeinsam im Team verteilen wollt.
- ...Transparenz über Rollen, Aufgaben und Verantwortung schaffen und damit Unstimmigkeiten und Missverständnissen vorbeugen möchtet.
- ...schwierige Diskussionen über Machtverteilungen und Aufgaben strukturiert und spielerisch führen wollt.
- ...vorhandene Rollen innerhalb des Teams hinterfragen und fehlende identifizieren wollt.
- ...Gelegenheit zur Selbstreflexion der eigenen Rolle innerhalb des Teams ermöglichen möchtet.
Materialliste
- Hutzeichnungen
- Papier in verschiedenen Farben und Grössen
- Stifte
- Prosecco :)
>> Zeichenfaule finden unsere Hut-Vorlagen unten im Download-Bereich.
Personen
- Sitzungsleitung: 1 Person
- Assistenz: 1 Person, schreibt Zettel
schritt für schritt

1. Sicheren Raum schaffen
Damit alle ehrlich und offen über Probleme und Erwartungen reden können, braucht ihr einen physischen und emotional geschützten Raum. Dabei ist es wichtig, dass alle das Gefühl haben, ihre Meinung ohne negative Konsequenzen äussern zu können und ernst genommen zu werden.
Physisch
Der Raum sollte ruhig und privat sein, am besten in einer nicht zu offiziellen Atmosphäre. Es sollte sichergestellt sein, dass es keine Unterbrechungen von Aussen gibt, niemand ausserhalb des Teams mithört und sich niemand unwohl fühlt.
Strukturell
Folgende Regeln können für die Hutmacherei festgelegt werden:
- Es gibt keine schlechten, naiven oder dummen Fragen oder Äusserungen.
- Es wird nicht direkt negativ auf Aussagen von anderen reagiert. Erstmal wird jede Äusserung angenommen und ernst genommen. Diese können dann in einem späteren Schritt diskutiert werden.
- Wenn gewünscht, gilt: Was bei der Hutmacherei besprochen wird, bleibt in der Hutmacherei.
>> Transfer: Diese Regeln könnt ihr individuell erweitern und auch für weitere internen Gespräche und Diskussionen anwenden.
2. Spielerisch Einleiten
Um die Hemmschwelle der Gruppe zu senken, könnt ihr mit einem Spiel oder einer anderen auflockernden Methode beginnen.
Zum Abschluss des Einstiegs erklärt die Sitzungsleitung nochmals kurz den Zweck und das Ziel der Hutmacherei: transparente Aufgaben- und Verantwortungsverteilung und kündigt die kommenden Schritte an.
Beispiel Einstiegsspiel
Vorbereitung
Fragen zur Teamarbeit sammeln (z.B. Ich arbeite gerne im Team / selbstständig / mit oder ohne Deadlines / an Grafik / textlich)
Umsetzung
Jede Person bekommt zwei verschiedenfarbige Karten. Eine steht für JA, die andere für NEIN. Es werden Fragen gestellt und alle müssen gleichzeitig die jeweilige Antwort in die Mitte des Tisches schieben. Es dürfen auch weitere spontane Fragen von den anderen Teammitgliedern gestellt werden.
3. Vorhandene Hüte identifizieren und aufsetzen
Jetzt geht es los! Alle dürfen Mitmachen. Das Gespräch wird von der Sitzungsleitung geleitet und strukturiert. Die Sitzungsleitung ist auch dafür zuständig, dass alle zu Wort kommen.
Als erstes sammelt ihr verschiedene "Hüte", die bereits im Team existieren. Die definierten Hüte werden auf Zetteln festgehalten (Sitzungsassistenz) und je einer Hutzeichnung zugeordnet. Auf weiteren Zetteln wird festgehalten, welche Person/en im Moment diesen Hut aufhat/aufhaben.
Die Phase ist beendet, sobald euch keine weiteren Hüte einfallen. Ihr könnt aber auch weitere Hüte während der nächsten Phasen hinzufügen.
Fragen dieser Phase
- Welche Aufgaben übernimmst du / andere?
- Wie könnte der Hut, zu dem diese Aufgaben gehören, heissen?
Beispiele für Hüte
- Administration
- Mood
- Projektleitung
- Zusammenhalt
- Kommunikation
- Grafik
- ...
Pausen
Die Hutmacherei ist für alle kräftezehrend. Darum ist es wichtig, dass ihr Pausen macht.
Am besten raus gehen und bewegen.
Oder Kaffee und Snacks. Oder beides :)
>> Schöner Nebeneffekt: In der Pause kommen oft neue Ideen und Gedanken auf!
4. Hut-Attribute zuordnen
In dieser Phase geht es darum, dass ihr gemeinsam Hut-Eigenschaften definiert. Die Hut-Eigenschaften werden dafür ebenfalls auf Zettel geschrieben und den jeweiligen Hüten zugeordnet.
Bestimmte vordefinierte Attribute (z.B. die Flexibilität, also Personenunabhängigkeit) können vereinfacht durch verschiedenfarbige Zettel dargestellt werden. So ist auf einen Blick sichtbar, welche Hüte welche Attribute haben. Hüte, die zusammengehören, werden nebeneinander gelegt.
Fragen dieser Phase [Pro Hut]
- Welche Aufgabenbereiche gehören zu diesem Hut?
- Welche Verantwortungen bringt dieser Hut mit sich?
- Welche [Entscheidungs-]Macht bringt dieser Hut mit sich?
- Gibt es Hüte, die miteinander in Verbindung stehen oder voneinander abhängig sind?
- Wie flexibel ist dieser Hut? Können ihn viele Personen uneingeschränkt aufsetzen? Oder muss er aufgrund verschiedener Voraussetzungen an bestimmte Personen gebunden sein? Welche Voraussetzungen sind das?
5. Neue Hüte definieren und Hüte umverteilen
Fast geschafft! Jetzt könnt ihr Aufgabenbereiche definieren, die vielleicht noch fehlen. Dafür legt ihr neue Hüte an, stattet sie mit Attributen aus und verteilt sie sinnvoll.
Schlussendlich sprecht ihr noch darüber, wer mit welchen Hüten zufrieden und ausgelastet ist, wer gerne welche Hüte teilen oder abgeben würde und wer sich für eine Hutübernahme interessiert. Dafür darf jede Person reihum ein Statement abgeben und anschliessend wird – sofern nötig – gemeinsam nach einer neuen Verteilung gesucht.
Fragen dieser Phase [Pro Hut]
- Welche Aufgaben werden bisher unkoordiniert von allen übernommen? Wäre ein neuer Hut hilfreich?
- Welche Probleme oder Fragen tauchen immer wieder auf? Womit sollte sich jemand aus dem Team gezielt und vertieft beschäftigen?
6. Offene Fragen klären und feiern
Zum Abschluss geht ihr in eine inhaltliche sowie persönliche Fragerunde:
- Wissen alle, was sie zutun haben?
- Sind alle zufrieden mit ihren Hüten?
- Ist jemand über- / unterfordert?
- Gibt es noch offene Fragen?
Alle Fragen geklärt? Dann feiert die neu gewonnene Teamstruktur!
Moti-Was?
In unserem Fall wird immer mit MotiSecco gefeiert – dem Motivations-Prosecco.
7. Dokumentieren und umsetzen
Zwecks Dokumentation solltet ihr alles einmal abfotografieren. Haltet zudem alle definierten und zugewiesenen Hüte fest (Ergebnisprotokoll, To-Do-Liste). Dazu könnt ihr einfach alle Hüte mit Attributen und Hutträger*innen auflisten, vom Team gegenchecken lassen, fertig.
Downloads
- Vorlage Hütehttps://ue01-cdn.ams3.cdn.digitaloceanspaces.com/downloads/Vorlage_Hüte.pdf
dazugehöriges Equipment
Equipment nutzen
Unser Equipment will von euch kopiert, geteilt und je nach individuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wir erwarten dabei, dass ihr jeweils auf uns und allfällige Kompliz*innen verweist und eure Inhalte unter der gleichen Lizenz teilt:
Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Urban Equipe
Zitiervorschlag: "Dieses Equipment ist unter CC BY-SA 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”
Feedback, Kritik, Ideen & Wünsche
Wir lernen laufend und im Laufen! Lauft mit uns und teilt eure Erfahrungen, Ideen und Eindrücke mit uns!
Habt ihr Anmerkungen, Kritik oder Ergänzungen zu diesem spezifischen Equipment? Unser Equipment steckt noch in den Kinderschuhen und entwickelt sich nun stetig weiter. Wir freuen uns daher enorm zu hören, wie es bei euch ankommt, ob es verstanden und genutzt wird. Oder eben nicht.
Oder habt ihr Ideen für weitere Gelegenheiten oder Equipments, die wir vielleicht sogar zusammen mit euch erarbeiten können? Kennt ihr Projekte, die ihr gerne hier aufgearbeitet und dokumentiert sehen würdet?
Wir freuen uns via equipment@urban-equipe.ch davon zu erfahren.