Wo wohnt Zürich etwas "anders"? Und welche zukunftsfähigen Wohnformen gibt es in Zürich? Auf einem Wohnungsspaziergang ging Nextzürich diesen Fragen nach. Sie besuchte verschiedene Wohnungen und Häuser, wo die Bewohnenden persönliche Einblicke in ihre Wohnformen gaben. Wir waren mit dabei und haben das inspirierende Umsetzungsbeispiel für euch dokumentiert.
Auf einen Blick
Was: 3 parallel verlaufende, kostenlose Wohnungsspaziergänge zu insgesamt 9 Wohnformen sowie gemeinsamer Abschlussapéro
Wer: Verein Nextzürich
Wann: 30. März 2019
Wo: Zürich

Kontext
Der Spaziergang fand im Rahmen des Aktionsmonat "Fokus Wohnen" von Tsüri.ch und der Urban Equipe statt. Die Komplizin Nextzürich wurde für die Umsetzung eines Wohnformenspaziergangs ausgewählt, da sie bereits im Herbst 2018 erfolgreich einen solchen organisiert hat.
Impressionen | CC BY ND 4.0 Tsüri.ch / Timothy Endut1/15
Ausgangslage
In Zeiten der immer knapper werdenden Ressource Boden, angespannter Wohnungsmärkte und steigender Mietpreise sind zukunftsfähige Wohnmodelle gefragt.
Die wenigsten Städter*innen kennen jedoch Wohnarten fernab von der Standard-3-Zimmer-Neubau-Mietwohnung. Dieses fehlende Bewusstsein für unterschiedliche Wohnformen sowie deren Beitrag zur zukunftsfähigen Stadt ist ein Bremsklotz fürs Anreissen, Realisieren und Kopieren von weiteren derartigen Wohnprojekten.
ziel
Mit einem Wohnungsspaziergang will Nextzürich Einblicke in sonst verborgene Wohnarten ermöglichen. Die Teilnehmenden tauchen in verschiedene Wohnalltage ein und tauschen sich untereinander sowie mit den Bewohnenden aus.
Die gewonnene Information zu alternativen, unkonventionellen, zukunftsfähigen Wohnformen soll zu Reflexion und Diskussion führen.
Herangehensweise
Divers
Nextzürich hat verschiedene Wohnformen aufgespürt, kontaktiert und drei parallele Spaziergänge mit insgesamt 9 Stationen organisiert: vom verdichteten Wohnen im Hochhaus über genossenschaftlichen Besitz und Mehrgenerationenhaus bis hin zu möblierten Studentenwohnungen oder Luxus-Wohnen mit "Butler-Service" war alles dabei. Diese diverse Auswahl soll Bewusstsein aber auch Akzeptanz für verschiedene Wohnformen fördern und Diskussionen ermöglichen.
Die Touren
Tour 1: Triemlihochhaus – Genossenschaft Gamper – Genossenschaft 31. März
Tour 2: Woko Binz – Hardau – Karthago
Tour 3: James – Garage-Wohnung Kochstrasse – Lochergut
>> Um persönliche Interessen der Spazierenden zu berücksichtigen, wurde bei der Anmeldung die Touren-Präferenzen abgefragt.
Persönlich
Wohnen ist ein persönliches Thema. Entsprechend wurden die Wohnungen nicht von den Tourleitenden vorgestellt, sondern von den Gastgebenden. Sie führten die Besuchenden durch ihre vier Wände, erzählten was ihr Wohnformat ausmacht, was sie daran schätzen und was allenfalls auch nicht.
Im Gegenzug wurde aber durch ein entsprechendes Briefing seitens der Tourleitenden darauf geachtet, dass die Gastfreundschaft von den Spazierenden mit entsprechendem Respekt gezollt wurde.
Kommunikativ
Es wurde gezielt Raum für persönliche Gespräche und thematische Diskussionen geschaffen. Damit die Gastgebenden sich wohl fühlten und entsprechend persönliche Führungen machen konnten, wurde bereits in der Vorbereitungsphase ein Treffen mit den Gastgebenden organisiert, in welcher mögliche Themen, allfällige Fragen und Anliegen adressiert werden konnten. Damit aber auch zwischen respektive nach den Wohnungsbesuchen Reflexion und Austausch unter den Spaziergang-Teilnehmer*innen ermöglicht wurde, achtete Nextzürich darauf, dass sich die Gruppen geschlossen zu Fuss von Wohnung zu Wohnung bewegten. Und sie organisierte im Anschluss an den Wohnungsspaziergang einen kleinen Apéro.
Die Touren 1 - 31/3
was wurde erreicht?
Alle drei Wohnungsspaziergänge waren innert wenigen Tagen ausgebucht. Dies war ein Zeichen dafür, dass das Format ankommt und Städter*innen durchaus Interesse haben, ihren "Wohnhorizont" zu erweitern und sich ein eigenes Bild über fremde Wohnformen zu machen.
Diskussionen fanden ebenfalls sowohl während den Wohnungsbesuchen, als auch anschliessend beim Apéro statt.
Die Ziele, die sich Nextzürich gesetzt hatte, wurden also weitgehend erreicht. Einzig die Frage nach der langfristigen Wirkung auf das eigene Wohnverhalten kann (noch) nicht beantwortet werden.
Erkenntnisse
Ein Wohnungsspaziergang setzt eine intensive Planungsphase voraus. Eine gute Vorbereitung sowie ein vorgezogenes Treffen mit den Bewohner*innen in ihren eigenen vier Wänden lohnen sich aber enorm, denn es macht einen wesentlichen Teil des Erfolgs aus.
In der Planung sowie während der Veranstaltung wurde den Organisator*innen einmal mehr bewusst, wie viele Wohnformen es eigentlich gibt und mit welcher Bandbreite an Möglichkeiten Spaziergänge durchgeführt werden können. Dies inspiriert und ermutigt zu weiteren Anwendungen von Spaziergängen zum Thema Wohnen.
>> Weitere Erkenntnisse sowie eine Schritt für Schritt Anleitung, um selber einen Wohnungsspaziergang zu organisieren, könnt ihr im How-to | Selber einen Wohnungsspaziergang organisieren nachlesen.
Highlights
Positives Feedback ist immer die schönste Bestätigung für einen Event: Viele Teilnehmende zeigten Begeisterung darüber, dass sie in kurzer Zeit viele wertvolle Erkenntnisse sammeln konnten. Einige äusserten sogar die Bereitschaft, ihre eigene Wohnung für kommende Spaziergänge zur Verfügung zu stellen.
Zufriedenheit zeigte sich aber auch auf Seite der Gastgebenden: So gab es Bewohnende, die ihre Wohnungen bereits ein zweites Mal für Besucher öffneten oder angaben, dies gerne wieder zu tun.
Das Spazieren an der frischen Luft regt Diskussionen zwischen den Teilnehmer*innen an. So waren die Gespräche sehr natürlich und mussten nicht seitens Tourleitenden angerissen werden.
Hürden
Ein Spaziergang hat aufgrund limitierter Teilnehmer*innenzahl eine beschränkte Reichweite. Realistisch sind 10-15 Teilnehmende pro Route, da kaum mehr Personen gleichzeitig durch eine Wohnung geführt werden können.
Ihr wollt mitspazieren?
Nextzürich sowie die Urban Equipe veranstalten immer mal wieder Spaziergänge zu unterschiedlichen Themen. Daher einfach ab und zu unsere Veranstaltungen prüfen oder auf Nummer sicher gehen und unseren Newsletter für Event-Einladungen abonnieren.
Ihr wollt selber aktiv werden und einen eigenen Spaziergang entwickeln? Dann findet ihr in unserem How-to | Selber einen Wohnungsspaziergang organisieren eine Schritt für Schritt Anweisung.
Dazugehöriges Equipment
Equipment nutzen
Unser Equipment will von euch kopiert, geteilt und je nach individuellen Bedürfnissen weiterentwickelt werden. Wir erwarten dabei, dass ihr jeweils auf uns und allfällige Kompliz*innen verweist und eure Inhalte unter der gleichen Lizenz teilt:
Lizenz: CC BY-SA 4.0 | Urban Equipe
Fotos: CC BY ND 4.0 | Tsüri.ch / Timothy Endut
Zitiervorschlag: "Dieses Equipment ist unter CC BY-SA 4.0 lizenziert. Es stammt von der Urban Equipe. Der Originaltext bzw. die Originalversion befindet sich hier [Link einfügen].”
Kontaktlinks: Nextzürich
>> Wir haben als Komplizin an der Umsetzung von Nextzürich teilgenommen, diese jedoch nicht selber konzipiert. Für weiterführende Informationen empfehlen wir euch direkten Kontakt mit Nextzürich aufzunehmen.
feedback, kritik, ideen & wünsche
Wir lernen laufend und im Laufen! Lauft mit uns und teilt eure Erfahrungen, Ideen und Eindrücke mit uns!
Habt ihr Anmerkungen, Kritik oder Ergänzungen zu diesem spezifischen Equipment? Unser Equipment steckt noch in den Kinderschuhen und entwickelt sich nun stetig weiter. Wir freuen uns daher enorm zu hören, wie es bei euch ankommt, ob es verstanden und genutzt wird. Oder eben nicht.
Oder habt ihr Ideen für weitere Gelegenheiten oder Equipments, die wir vielleicht sogar zusammen mit euch erarbeiten können? Kennt ihr Projekte, die ihr gerne hier aufgearbeitet und dokumentiert sehen würdet?
Wir freuen uns via equipment@urban-equipe.ch davon zu erfahren.